Kirche St. Anna | Syrau

Das genaue Entstehungsjahr der Syrauer Dorfkirche liegt im Verborgenen. Alle Kirchenbauunterlagen waren dem Pfarrhausbrand vom 31. August 1638 zum Opfer gefallen. Die erste größere bauliche Veränderung, die die Kirche danach erfuhr, ist auf das Jahr 1687 datiert. Damals erhielt der obere Teil des Kirchturms seine achteckige Form und dazu die Welsche Haube. Außerdem hatte man für die Patronatsloge des damaligen Rittergutsbesitzers Friedrich von Watzdorf die Kirche L-förmig erweitert.
Auffällig ist die schlichte Bauweise des „Bauernbarock“. Den Menschen war es damals wohl weniger wichtig, ein repräsentatives Kirchengebäude zu schaffen, als allein mit ihren Gottesdiensten Gott die Ehre zu geben. 


| Namenspatronin Anna

Diese Lesart begegnet uns auch im Innern der Kirche: An der Wand neben der recht reich bebilderten Intarsienkanzel (1624) wirkt die Holzplastik der Anna selbdritt beinahe genügsam und bescheiden.
(’Anna selbdritt’ bezeichnet die Darstellung der Heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind, wie man sie in Andachtsbildern des späten Mittelalters häufig findet. ‘Selbdritt’ steht für 'als Teil einer Dreiergruppe' oder 'zu dritt').
Sehr wahrscheinlich stammt das Werk von einem unbekannten fränkischen Meister des Mittelalters (zw. 1450 u. 1500). In ihrer prunklosen Anmut unterstreicht sie den Charakter des Gotteshauses in all seiner hingebungsvollen Zurückhaltung.

Der Kirchenvorstand Syrau-Kauschwitz hat daher die Skulptur als Namenspatron für die Kirche gewählt (Namensweihe zu Kirchweih am 10. November 2013).

| Altar

Beim Altar des Malers Paulus Keil aus Schleiz handelte es sich ursprünglich um einen umfangreicheren Flügelaltar. Heute existiert nur noch der Mittelteil mit Gemälden vom letzten Abendmahl, der Kreuzigung und der Grablegung Christi. Der Altar wurde 1979 restauriert. Im mittleren Bild hat sich der Maler selbst porträtiert (oben rechts, mit Halskrause).
Gestiftet hat diesen Altar Agnisa von Watzdorf im Jahre 1628. Auf der Rückseite hat einst ein Gedicht des Malers gestanden.
Der Text ist überliefert:

Als zu der Kanzel der Altar
in dieser Kirch verehret war,
aus mildem Herzen der edelen Frauen,
wie du sie beid allhier kannst schauen,
#malt den Altar ich, Paul Keil,
und wünsch ein jeden Glück und Heil,
daß er sich wirklich stelle ein,
wenn er bei Christi Gast will sein,
damit das edle, teure Pfand
bei ihm auch wohl werd angewandt.

 

| Kanzel

Bei aller Einfachheit unseres Gotteshauses fällt dem Betrachter besonders die 1990/91 (dank Unterstützung der Familie Dietrich von Watzdorf) restaurierte Intarsienkanzel eines böhmischen Meisters aus dem Jahre 1624 auf. (Während des 30-jährigen Krieges 1618 bis 1648 waren u.a. zahlreiche böhmische Handwerksmeister auf der Flucht vor der Gegenreformation und froh, bei hiesigen Rittergutsbesitzern in Lohn und Brot zu stehen!)

In fünf Feldern sind nacheinander <Adam und Eva>, <Abraham und Isaak>, <Mose mit den Gesetzestafeln>, <Das Opferlamm> und <Der auferstandene Christus> dargestellt. Darunter befinden sich auf die Bilder Bezug nehmende Bibeltexte. Das Treppengeländer säumt die Inschrift aus Psalm 51: „Herr tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige.“
Den Fuß der Kanzel umgibt der Vers aus Lukas 11, 28: „Selig sind, die das Wort Gottes heren und bewahren in einem feinen, guten Hertzen und bringen Frucht in Geduld.“

| Grabdenkmale

Links hinter dem Spieltisch der Orgel befinden sich das Ehrenmal für die Opfer des 2. Weltkrieges und die Grabdenkmale von Georg Friedrich v. Watzdorf und seiner Frau Agnisa. Gefertigt wurden diese Marmor-Epitaphe vom süddeutschen Bildhauer Jacob Böhm (ca. 1640). Sie stellen eine bemerkenswert detailgetreue Arbeit dar und sind auch aus diesem Grund bei der Kulturorganisation der Vereinten Nationen mit der höchsten Bewertungsstufe registriert.

Georg Friedrich von Watzdorf (1585-1622) und seine Frau Agnisa (1592-1646) sind hier in der Kirche bestattet und zwar im Raum unter dem Turm. Anfang des letzten Jahrhunderts wurde diese Gruft geschlossen, mit Erde verfüllt und die Zugänge vermauert.

(Agnisa v. Watzdorf war eine geborene von Schönfels aus Rupperstgrün/Werdau. In der dortigen Familiengruft befinden sich nach Aussage der Nachfahren nahezu identische Epitaphe zu jenen in der Syrauer Kirche, jedoch für die Eltern der Agnisa von Watzdorf, geborene von Schönfels.)

Die Geschichte unserer Kirche ist eng mit dem Namen von Watzdorf verbunden. Bis in die Gegenwart hat die Familie von Watzdorf hier deutliche Spuren hinterlassen. Ihr Engagement für die Kirchen Syrau und Kauschwitz zeugen von einer bemerkenswerten Liebe zu Gott und zur Gemeinde.


 

 

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